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15. Mai 2025

Die Kitzretter haben Hochsaison

Der Verein „Kitzrettung Nockregion“ investierte rund 60.000 Euro in hochmoderne Kameradrohnen, um vor der ersten Heumahd Wiesen zu befliegen und damit neugeborene Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren. Auf den Feldern herrscht nun reger Betrieb und die Kitzretter sind voll im Einsatz. Das erste Kitz rettete der Verein in Molzbichl. Auch im Oberen Drautal rückte heuer ein ehrenamtliches Team zum ersten Mal zur Rehkitzrettung aus.

Das Rehkitzrettungs-Team im Oberen Drautal. V. l. Yvonne Linder, Bertl Schneider, Anja Mariacher, Herbert Mariacher, Isabella Lubasser und Andreas Trojer. Foto: Magdalena Girstmair.

Nach der langen Regenperiode nutzen die Bauern die Schönwetter-Tage, um den ersten Schnitt einzufahren. Auf diesen Zeitpunkt haben die Drohnenpiloten der „Kitzrettung Nockregion“ gewartet. Schon um 6 Uhr morgens stehen Vereinsmitglieder, darunter Bezirksjägermeister Christian Angerer, Obmann Bernd Thumea und Drohnenpilot Joerg Pempel mit ihren Geräten an den Feldern in Molzbichl bei Spittal. In drei Stunden, wenn das Gras abgetaut ist, sollen die Flächen gemäht werden. Eine Fläche nach der anderen wird strukturiert abgeflogen. Rehgeißen bekommen die Kitzretter zur Genüge zu sehen, aber für gesetzte Kitze ist es im Jahreskreislauf Anfang Mai noch recht früh. Erst nach zwei Stunden zeigt sich beim Flug über eine Wiese in Autobahnnähe ein Wärmepunkt am Monitor. Der erste „Fang“ des Tages. Als sich das Team nähert, springt die Rehheiß ab und lässt das Kitz – absolut natürlich und zu seinem Schutz – alleine zurück. Nach Anweisung des Drohnenpiloten bahnen sich die Retter mit einer Holzkiste durch das Gras – und siehe da: zusammengerollt liegt das frische, maximal zwei Tage alte Rehkitz im Gras. Ganz frisch gesetzte Kitze bewegen sich auch auf Menschen zu und versuchen intuitiv sich auf das erste Lebewesen in seiner Nähe zu prägen. Auch dies müssen die ehrenamtlichen Kitzretter des Vereins Rehkitzrettung Nockregion jederzeit beachten. Mit Handschuhen und Grasbüscheln wird das Kitz hochgehoben und in die Rettungskiste gelegt. Nachdem der Bauer das Feld gemäht hat, wird es nahe der Fundstelle wieder laufen gelassen. Durch die Rufe der Kitze und der Geißen finden Mutter und Junges gleich wieder zusammen. Die Rehkitzretter gehen weiter zum nächsten Einsatzort.

Als Leaderprojekt gestartet

Die „Rehkitzrettung Nockregion“ wurde im Vorjahr gegründet. Mit an Bord sind eingesessene Drohnenpiloten, wie Joerg Pempel, der in Seeboden schon ein ähnliches Projekt startete, sowie die Bezirksjägerschaft Spittal. Unterstützt wird die Rehkitzrettung durch die Bezirks-Raiffeisenbank und die LAG „Nockberge“ über ein Leaderprojekt sowie durch 16 Gemeinden der Nockregion. Letzen Winter wurden für die Kitzretter fünf Stück modernster Drohnen mit Wärmebildkameras angeschafft. In kleinen Gruppen rücken die Drohnenpiloten und Jäger – teilweise auf Anfrage – zurzeit zur Kitzrettung aus. In Kontakt treten kann man mit den Kitzrettern über ihre Homepage (www.rehkitzrettungnockregion.at) oder über Ansprechpartner in den örtlichen Jagdvereinen.

Rehkitzrettung im „Oberland“

Auch in Oberdrauburg und Umgebung sind ab sofort und auf Wunsch engagierte Rehkitzretter im Einsatz. Das neu gegründete „Rehkitz-Rettungsteam Osttirol“ sucht mit topmodernen Wärmebildkamera-Drohnen Felder nach kleinen Kitzen ab und rettet sie mit professionellen Rettungsboxen aus der Gefahrenzone. Mit dabei im ehrenamtlichen Rehkitz-Rettungsteam ist die Oberdrauburgerin Yvonne Linder. „Die Bauern brauche keine Angst zu haben, es kommen keinerlei Kosten auf sie zu. Wir wollen nur die Tiere vor dem grausamen Mähtod retten, sonst nichts!“. 25.000 Rehkitze sterben jedes Jahr in Österreich unter den Mähmaschinen. Laut Gesetz sind Bauern und Jäger sogar dazu verpflichtet, alles Mögliche und Zumutbare zu unternehmen, um Rehkitze vor Schaden und Leid zu bewahren. Das Rehkitz-Rettungsteam im Oberen Drautal ist erreichbar – auch per WhatsApp – unter Tel. 0664-8945772.

Vorsicht beim „retten“

Findet man ein Rehkitz in der Natur vor und ist sich nicht sicher was zu tun ist, sollte man Abstand halten und diese nicht berühren. Vor allem sollte man aber Hunde fernhalten und nicht daran schnuppern lassen. Rehgeißen kommen oft mehrere Stunden nicht zum Kitz. Fiept ein Kitz lange und anhaltend oder findet man eine verunfallte Rehgeiß - bitte der Polizei oder dem zuständigen Förster oder Jäger Bescheid geben.

Angerer/Girstmair